Schönwetterprogramm

Die Energiestrategie, eine Fehlplanung von Anbeginn, ist eine Sackgasse. Weil Gas fehlt, fehlt bald auch Strom. Jetzt wird’s zappenduster.

Wäre vielleicht schon dieses Jahr in Betrieb: Das Ersatzkernkraftwerk Mühleberg.

«Energieende statt Energiewende» – unter diesem Titel erschien unlängst in der NZZ ein Leitartikel zur Misere der Schweizer Energiepolitik. Natürlich war die drohende Gaslücke im kommenden Winter der Aufhänger. Der Autor weitete den Blick schon bald auf die Strompolitik – und dies mit vernichtendem Verdikt: «Spätestens jetzt zeigt sich, dass die 2017 vom Volk angenommenen Energiestrategie 2050 ein Schönwetterprogramm war, das auf unrealistischen Grundannahmen fusste.» Eine Tatsache, auf die der Energie Club Schweiz seit jeher hingewiesen hat. Die Strategie konnte nicht aufgehen, vor allem der Fokus auf Importstrom rächt sich jetzt.

Es sei ein riesiges Versäumnis gewesen, dass man nicht von Anfang an den Ausbau jener «Energieanlagen» vorangetrieben hätte, welche im Winter zuverlässig Strom liefern, schreibt der Autor weiter. Um im Anschluss gleich aufzuführen, um was für «Anlagen» es sich seiner Meinung nach handelt: Wind- und Wasserkraftprojekte würden von Landschafts- und Naturschutz blockiert. Ganz zum Nachteil für die Versorgungssicherheit im Winter.

Leider sagt der Autor nicht, dass auch die blockierten Windräder nicht die Lösung sein können für die grossen Probleme, die uns in den kommenden Jahren erwarten werden. Die Schweiz ist schlicht und einfach kein Windland. Zudem, und dies lässt tief blicken, unterlässt der Autor auf die naheliegendste Lösung zu verweisen: Nämlich die Kernkraft. Hansjörg Wyss, Schweizer Mäzen und unkonventioneller Grüner, meinte in der NZZ am Sonntag vor drei Jahren: «Die Entscheide zum Ausstieg aus der Atomkraft in der Schweiz und in Deutschland wurden aus dem Bauch heraus und emotional gefällt. Das gehört für mich zu den dümmsten Entscheiden in der jüngeren Zeit.» Hätte man nach Fukushima 2011 statt Kernkraftwerke zu verbieten, wie geplant weitergemacht, wären heute neue Kernkraftwerke im Bau. Gut möglich, dass in diesen Jahren neue ans Netz angeschlossen worden wären. Wir hätten alle beruhigt in unsere Stromzukunft blicken können.

Die NZZ appelliert schliesslich an alle beteiligten Akteure, ihre Grabenkämpfe einzustellen und den «Ausbau der Stromproduktion mit der nötigen Dringlichkeit» zu verfolgen. «Dabei sollte alle verfügbaren Optionen genutzt werden.» Das finden wir vom Energie Club Schweiz auch. Kurzfristig braucht es jetzt als Rückversicherung Gas- beziehungsweise Ölkraftwerke. Auch die Idee des Autors, die inländische Förderung von Erdgas wieder aufzunehmen ist prüfenswert. Dabei ist klar: All diese Massnahmen werden unsere Klimabilanz deutlich verschlechtern und können nur als Übergangslösung angesehen werden.

Deshalb sollten wir schon heute vorsorgen und die CO2-arme und sichere Kernkraft wieder zulassen. Dazu muss als erstes das unsägliche Neubauverbot für Kernkraftwerke aus dem Gesetz gekippt werden. Denn auch dieses war Teil des «Schönwetterprogramms», genannt Energiestrategie 2050. Ohne Kernkraft gibt es keinen Klimaschutz und keine saubere und sichere Stromversorgung für die Schweiz.